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Jänner 2009 haben die Steyler Missionare die Leitung eines der Orte des
religiösen Tourismus in Rom – der Katakombe der Domitilla in der Via Delle Sette
Chiese 282. Unter den 63 unterirdischen Begräbnisstätten, die es in der „Ewigen
Stadt“ gibt, ist die der Domitilla eine der fünf, die öffentlich zugänglich
sind. Man könnte sich fragen, was eine Missionskongregation an so einem Ort
macht, und ob das überhaupt etwas mit ihrem missionarischen Charisma zu tun hat,
und schnell antworten: Sicher nichts! Aber wenn wir uns vom vorkonziliaren
geografischen Missionsbegriff verabschieden und zu einem geweiteten Blick
kommen, wie ihn uns „Evangelii Nuntiandi“ oder Papst Johannes Paul II. gab, als
er von den „modernen Areopagen“ sprach, dann entdecken wir, dass der Missionar
„dort sein muss, wo die Leute sind“, wie es ein bekanntes brasilianisches Lied
ausdrückt.
Als der Generalrat der SVD diese Mission auf Bitten der Päpstlichen Kommission für archäologische Heiligtümer annahm, dachte er an die große Anzahl von Leuten, die diesen von Hoffnung und Glauben geprägten Ort besucht. Ihnen sollte die Kongregation bekannter gemacht werden. Zugleich sollte den Pilgern und Touristen ein Projekt präsentiert werden, das darauf abzielt, sie in ihren Herkunftsländern für die Mission zu engagieren.
Zwei Mitbrüder arbeiten an diesem Ort, zusammen mit acht Laien. Sie bieten den Besuchergruppen kulturelle Information und eine Sicht der christlichen Gemeinde der Anfangszeit, die ihr Zentrum in Christus dem Guten Hirten hatte, der die Herde führt und seine JüngerInnen zum Evangelisieren aussendet. Es war eine Gemeinschaft, die hier auf Erden sehr verbunden lebte (vgl. Apg 2, 42-47) und auch nach dem Tod verbunden bleiben wollte. Das war einer der Gründe, warum diese unterirdischen Friedhöfe entstanden, die erst später „Katakomben“ genannt wurden – ein Wort aus dem Griechischen, das „neben den Gräben“ bedeutet, denn der erste von ihnen entstand nahe eines Areals in der Via Apia, wo sich heute die Basilika S. Sebastiano befindet. Die Christen selbst nannten die Begräbnisstätten „Coemiterium“, was soviel wie „Schlafstätte“ heißt, denn für sie war es nur ein Ort des Ausruhens in der Hoffnung auf das ewige Leben, während die Nichtchristen sie „Necropolis“ nannten, was „Stadt der Toten“ bedeutet, ein Ort ohne Wiederkehr. Dieser Unterschied ist bedeutsam, denn er stellt eine Wende in der römischen Kultur dieser Epoche dar.
Die Katakombe der Domitilla entstand Ende des 2. Jahrhunderts nach Christus und diente als Friedhof bis zum Ende des 5. Jahrhunderts. Seit dem 9. Jahrhundert besteht die Wallfahrt zu den Gräbern der Märtyrer Nereus und Aquileus, die hier zusammen mit mehr als 150.000 Personen in vier unterirdischen Geschoßen von Galerien mit einer Ausdehnung von 17 Kilometern Länge begraben sind. Es ist ein architektonisches Wunderwerk, gebaut ohne moderne technische Hilfsmittel und beeindruckend nicht nur wegen seiner Ausdehnung, sondern auch wegen seines geschichtlichen Zeugnisses.
Viele Symbole wurden von den Christen der ersten Jahrhunderte verwendet, um die feste Hoffnung auf das ewige Leben auszudrücken. Unter ihnen sind das Bild der „Orante“ hervorzuheben – die betende Seele im Frieden bei Gott, der Anker mit dem Fisch – Christus als sicherer Hafen in dem unser Leben ankert, und viele andere. Darüber hinaus gibt es Frescos u.a. mit der Himmelstür, an deren Seite Petrus und Paulus stehen oder die Hl. Petronila, die der Veneranda hilft, in das Paradies einzugehen.
In Domitilla gibt es eine unterirdische Basilika aus dem 5. Jahrhundert, die unter Papst Damasus als Erweiterung des Heiligtums zur Verehrung der beiden Märtyrer gebaut wurde und bis zu 400 Personen fasst. Außer dieser Basilika gibt es noch sechs Kapellen, die von den Pilgern für die Feier der Eucharistie, für Andachten oder für ökumenische Gottesdienste verwendet werden. Auch die kleine Steyler Gemeinschaft feiert hier täglich eine Hl. Messe in der Intention der BesucherInnen und MitarbeiterInnen.
Die zwei Mitbrüder, die mutig diese neue Mission übernahmen – Br. Reinhard Niesel und P. Edvino Sicuro – trachten danach, die Menschen gut zu empfangen und dazu beizutragen, dass der Besuch nicht nur Tourismus ist, sondern auch dazu dient, den christlichen Glauben zu wecken und jene ChristInnen neu zu begeistern, die den Glauben an die Auferstehung verloren haben.
Einige wichtige Erfahrungen, die sie während der ersten Monate sammeln durften, unterstreichen die Wichtigkeit der Steyler Präsenz hier. Besucher aus Goch sahen das Bild vom Hl. Arnold Janssen und sofort erzählten sie mit Stolz, dass sie aus der Geburtsstadt unseres Ordensgründers stammen. Im darauffolgenden Gespräch entstand eine Verbindung zwischen Goch und Domitilla. Ein Priester, der in Österreich im interreligiösen Dialog arbeitet, brachte eine Gruppe Muslime und bat darum, gewisse Aspekte der christlichen Spiritualität bei der Führung herauszustreichen. Die Jugendlichen waren sehr aufmerksam und dankten am Ende dafür, etwas mehr vom christlichen Glauben erfahren zu haben. Besucher aus Spanien und aus Österreich gaben sich schon als MitarbeiterInnen und Freunde der Steyler Missionare in diesen Ländern zu erkennen. Eine andere Gruppe, die aus dem Gadertal kam, war sehr glücklich, als sie das Bild des Hl. Josef Freinademetz sah, und es verlief ähnlich wie mit den Besuchern aus Goch. Mitglieder des Neo-Katechumenats beten nach dem Besuch in großen Gruppen ein Lob Gottes und viele andere Gruppen feiern die Hl. Messe in den unterirdischen Kapellen oder der Basilika. Viele Koreaner besuchen diesen Ort und eine Gruppe von Jugendlichen setzte sich nach der Führung vor die Symbole und malte sie ab.
Einige Diözesen kommen wegen des Paulusjahres als Pilger nach Rom und nehmen diese Katakombe in ihr Programm auf, weil sich in ihr die ältesten Fresken mit der Darstellung des Hl. Paulus befinden. Erst kürzlich entdeckte Dr. Nobert Zimmermann* in der Domitilla eine Malerei, die jener ganz ähnlich ist, die in einer Grotte in Ephesus Paulus dabei zeigt, wie er Tecla das Evangelium verkündet. In einer vergleichenden Studie erwies sich die Übereinstimmung.
Auch die Laien, die hier seit vielen Jahren arbeiten, erzählen aus ihrer Erfahrung: ……
So wird die Katakombe der Domitilla immer mehr zu einem Ort der Begegnung von Laien, die mit der SVD in Kontakt sind, und auch von jenen, die das erste Mal den Namen der Kongregation hören und sich dann für die missionarische Arbeit interessieren, die sie ausübt. Alle bekommen einen Folder mit den Informationen über die Katakombe und die Geschichte der Steyler Missionare, sowie unseren Kontaktadressen. Für alle, die gerne etwas mehr über diesen Ort und unsere Mission hier erfahren möchten, verweisen wir auf unsere Homepage http://www.domitilla.info
* Dr. Zimmermann (Institut für Kulturgeschichte der Antike der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Bäckerstr. 13 A-1010 Wien, Tel. 0043-1-51581-3487) arbeitet an einem Projekt des virtuellen Besuchs der Katakombe, das kurz vor dem Abschluss steht. Auf der Homepage der Domitilla ist ein Link [3D Virtual Tour [de-en]], der Details dazu sehen lässt.