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Am 16. November 1965 - drei Wochen vor dem Abschluss des II. Vatikanischen Konzils - trafen sich in den Domitilla-Katakomben außerhalb Roms 40 Bischöfe der ganzen Welt. Sie griffen ein Leitwort auf, das Johannes XXIII. einige Jahre vorher ausgegeben hatte.
Johannes hatte das Leitwort von einer “Kirche der Armen” in seiner Rundfunkansprache vier Wochen vor der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils am 11. Sept. 1962 ausgegeben. Er meinte damit keine Sonderkirche, die im Gegensatz zu einer anderen Kirche oder zu einer anderen Gruppierung in der Kirche steht - etwa die Armen gegen die Reichen oder die Laien gegen die Priester. Sondern er wollte darauf aufmerksam machen, dass die Armen die Kirche überhaupt repräsentierten. Sie sind die Mehrheit des Volkes Gottes in der heutigen Welt. Mehrfach hat er auch Kardinal Lercaro aufgefordert, zu diesem Thema im Konzil zu sprechen.
Die 40 Bischöfe des 16. November griffen dieses Motto auf. Aber sie leisteten dazu noch etwas Eigenes: sie legten ein Gelübde ab. Sie versprachen, dass sie nach ihrer Rückkehr vom Konzil, das am 8. Dezember 1965 zu Ende ging, etwas Grundsätzliches in ihrem Leben und bei ihrer kirchlichen Tätigkeit ändern wollten. Sie versprachen, ein einfaches Leben zu führen und den Machtinsignien zu entsagen, sowie einen Pakt mit den Armen zu schließen - die sog. Option für die Armen. Sie bedeutet, die Welt mit den Augen der arm gehaltenen bzw. arm gemachten Bevölkerung zu sehen und dementsprechend handeln zu wollen. Die Bischöfe machten sich zu ihrem Sprachrohr. Eine wichtige Person unter ihnen war Dom Helder Camara, damals gerade Erzbischof von Recife/Brasilien geworden.
Die Gruppe war richtungsweisend. Sie gehörte selber zum Konzil, hat hier und da Einfluss auf die Texte ausüben können und hat die Prinzipien des Konzils erstmalig in der Praxis ausgeführt, nämlich das Prinzip einer Durchdringung von Dogma und Pastoral entsprechend der Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes”, sowie das Prinzip von der Kirche als dem Volk Gottes, das die Kirchenkonstitution „Lumen gentium” hervorhebt. Ein wichtiges Ergebnis der Arbeit dieser Gruppe war die Entstehung der Basisgemeinden und einer Theologie der Befreiung. Das wichtigste gesamtkirchliche Ergebnis war die lateinamerikanische Bischofsversammlung von Medellin 1968, die zum neuen Pfingsten für die Lateinamerikanische Kirche wurde.
Die Verpflichtung der 40 Bischöfe, der sich später noch ca. 500 weitere Bischöfe anschließen, hat folgenden Wortlaut:
Anläßlich der 50 Jahre seit Einberufung des II. Vatikanischen Konzils wurde wieder voll Wehmut der Katakombenpakt der dienenden und armen Kirche beschworen. Damals, am 16. November 1965, wenige Tage vor der Klausurtagung des Konzils, hatten 40 Konzilsväter in der römischen Domitillakatakombe miteinander Eucharistie gefeiert und den sogenannten Katakombenpakt besiegelt. Eine der treibenden Kräfte dieser prophetischen Gruppe war der brasilianische Bischof Hélder Câmara, dessen 100. Geburtstag wir in diesem Jahr feiern. Jener Pakt pocht in seinen dreizehn Punkten auf die evangelische Armut der Kirche unter Preisgabe von Ehrentiteln, Privilegien und mondänem Auftreten; er pocht auf Kollegialität und Mitverantwortung in einer Kirche, die Volk Gottes ist, auf die Öffnung hin zur Welt und auf geschwisterlichen Umgang miteinander. |
Als Bischöfe,
nehmen wir in Demut und der eigenen Schwachheit bewusst, aber auch mit aller Entschiedenheit und all der Kraft, die Gottes Gnade uns zukommen lassen will, die folgenden Verpflichtungen auf uns:
Gott helfe uns, unseren Vorsätzen treu zu bleiben.
Einleitung und Übersetzung aus dem Spanischen: Norbert Arntz